Das Malspiel im Malort
Das Malspiel ist ein wertungsfreies Spiel mit Pinsel und Farbe in einem wertungsfreien Ort... dem Malort.
Die Spielregeln sind einfach:
- Ankommen und Kittel anziehen
- Bogen Papier nehmen
- einen Platz an der Wand suchen
- Papier aufhängen
- malen
Die Spuren, die die Malenden auf dem Papier hinterlassen, werden weder kommentiert noch lobend bewertet. Darum geht es hier nicht... Es ist ein Spiel ohne Ergebnis, ohne Wettkampf, ohne Konkurrenz und ohne Druck. Was dabei entsteht fühlt sich an wie Freude, Konzentration und ein Bei-sich-selbst-sein.
Abgesondert vom Alltäglichen kann sich jeder spontan und frei ausdrücken. Ohne Zielsetzung, Beurteilung und jeglichen Vergleich brauchen die Malenden nicht über sich oder das Gemalte nachdenken. Ihre kreative Spur entsteht auf ganz natürliche Art und Weise auf ihrem Blatt.
Damit dieses Spiel funktioniert, benötigt es einen geeigneten Ort – den Malort. Der Malort ist ein geschützter Raum, in der Mitte befindet sich ein Palettentisch, der hochwertige leuchtende Gouache-Farben und synthetische Pinsel (dem Feehaar-Pinsel nachempfunden) bereithält. Hier wird stehend auf Papierbögen gemalt, die an die Wände gepinnt werden, welche dazu mit Packpapier verkleidet sind.
Aus diesen Rahmenbedingungen entsteht im Malort ein entspanntes Miteinander ohne Vorbilder und Maßstäbe. Im Vordergrund steht der unbeschwerte Malgenuss.
Die entstandenen Bilder verbleiben im Malort. Entweder werden sie beendet und archiviert oder sie können weitergemalt und erweitert werden. Warum ist es notwendig, die Bilder im Malort zu lassen? Es geht darum, nicht den Kreislauf von Lob, Erwartung und Kritik anzustossen, in den Malende mit ihren Bildern so leicht hineingeraten. Es bleibt ein Spiel...
Mitmachen dürfen alle ab ca. 5 Jahren, die einen Pinsel halten können. Die Gruppe ist altersgemischt gedacht. Leider nicht barrierefrei.
Arno Stern
Arno Stern ist der Begründer des Malortes.
1924 in Kassel geboren, flüchtete seine Familie 1933, als Hitler die Macht übernahm, nach Frankreich und in die Schweiz.
Nach Kriegsende 1946 kehrten sie nach Paris zurück. Dort bekam Arno Stern eine Stelle in einem Heim für Kriegswaisen angeboten. Zwischen Schule und Abendessen sollte er die Kinder beschäftigen. Er ließ sie malen, zuerst mit Bleistiftstummeln auf Abfallpapier. Die beobachtete Begeisterung der Kinder beim Malen war für ihn entscheidend und prägte seine Zukunft.
Schon während der Arbeit im Kriegswaisenheim entstanden nach und nach aus den Gegebenheiten die Rahmenbedingungen beim Malen, die auch noch heute im Malort (Closlieu) in Paris vorzufinden sind.
Erfüllt von der Begeisterung der Kinder wollte er auch nach seiner Arbeit im Kriegswaisenheim Kindern die Möglichkeit geben, auf diese Weise zu malen und diese Freude daran zu erleben. So entstand der erste Malort in Paris.
Die Beobachtungen, die er bei seiner Arbeit machte, brachten ihn später zum Forschen. Dazu unternahm er Reisen in Länder, in denen er vor allem unbeschulte Kinder aufsuchte, um sie unter gleichen Bedingungen malen zu lassen. Aus der Betrachtung seiner entstandenen riesigen Sammlung an Bildern (heute sind es mehr als 500 000) machte er die Entdeckung einer eigenartigen Entwicklung eines jeden Malenden, die sich in grundsätzlichen Formen, Gebilden und Abläufen bei jedem Menschen wiederholt insofern er frei aus sich heraus malen darf. Seine Entdeckung nannte er Formulation.
Arno Stern ist ein von der UNESCO anerkannter Pädagoge und Forscher. (aus alphabet, Dokumentarfilm)
Am 9. September 2019 wurde Arno Stern und sein Werk von der UNESCO und der Pariser Sorbonne in der Sorbonne selbst geehrt. (aus Wikipedia)
Meine Rolle
Ausbildung zur Malspieldienenden
02/2019 Closlieu, Paris
- Vorbereitung des geeigneten Raums
- achtsame Hilfestellung im Umgang mit Materialien
- Hindernisse aus dem Weg räumen
- die Malenden ernst nehmen
Meine Haltung ...
Zustimmend gegenwärtig sein ohne Applaus oder Geringschätzung, denn die Entstehung aus innerer Überzeugung lässt einfach kein Recht zu, etwas zu kritisieren oder abzuändern.
Mit dem Ziel ...
- Spielfähigkeit erhalten und Begeisterung entstehen lassen
- Kreativität ohne Druck ermöglichen
Malspiel-Zeit und Preise
- montags 16:15 - 17:15 Uhr
- 5 x 1h Malspiel 35€
Bitte vorher anmelden per Mail oder Telefon.
Gemalt wird wöchentlich, außer in den Schulferien in Rheinland-Pfalz und an Feiertagen.
Es kann eine Weile dauern, bis die Malenden ihren eigenen Ausdruck unabhängig von Konzepten der Kunsterziehung finden oder sich frei machen können von dem Wunsch, etwas vorzeigen zu wollen, so dass eine längere Teilnahme Sinn macht.